Von gespannten Blicken verfolgt wurde an einem Septemberwochenende im Jahr 2011 das erste Schäferwagen“Hotel“ eingeweiht. „Die Leute sind sehr begeistert“, freute sich der Fördervereins-Vorsitzende Peter Lücke. Eigentlich sollte es ein Richtfest sein, das der Förderverein mit knapp 200 Gästen auf der Festwiese neben der Klosteranlage feiern wollte. Einen roten Punkt hatte der einachsige Holzwagen aber nie und auch der Dachstuhl kam nicht erst in Wildberg auf die 1,90 mal 2,80 Meter große Fläche. Den 20 Mitgliedern des Fördervereins ging es aber um die symbolische Wirkung – und ihren ersten eigenen Wagen endlich der Öffentlichkeit vorzustellen. In Zukunft sollen weitere Wagen hinzukommen, darunter beispielsweise auch ein Sauna-Wagen.

„Der Anfang ist gemacht“, sagte Lücke bei der Einweihung auf der Festwiese. Er hatte die Idee, ein Schäferwagen-Hotel in der Schäferlaufstadt zu eröffnen, und gründete vergangenes Jahr mit sechs Mitstreitern einen entsprechenden Förderverein. Inzwischen auf 20 Mitglieder angewachsen, hat der jüngste Wildberger Verein vor allem den touristischen Effekt im Blick. Lücke: „Wildberg soll dadurch ein Alleinstellungsmerkmal bekommen.“

Zusammen mit Bürgermeister Ulrich Bünger, einem Richtspruch und zwei Gläsern Sekt weihte Lücke den Schäferwagen offiziell ein. Der Rathaus-Chef steht voll hinter dem Projekt und verdeutlichte: „Wohin passt so ein Hotel besser als in die Schäferlaufstadt Wildberg? Wir halten die Tradition hoch.“ Die Stadt sei bestrebt, die Marke Schäferlauf zu pflegen und auszuweiten. Dafür sei man auf die Bürger und solche Initiativen wie die des Fördervereins angewiesen, denn: „Die Stadt kann nicht alles selber machen.“ Im Namen des Gemeinderates überreichte Bünger einen Scheck über 500 Euro und unterstrich: „Das Rathaus steht für Sie offen.“

Zu den knapp 200 Gästen auf der Festwiese gehörte auch Carolin Müller. Die Tourismus-Beauftragte der Stadt lobte: „Ich finde das klasse, eine echte Bereicherung.“ Die Idee, das Schäferwagen-Hotel auf dem Wildberger Campingplatz zu stationieren, um die dortige Infrastruktur nutzen zu können, hält Müller für den richtigen Weg. Sie geht davon aus, dass das Hotel ab kommendem Frühjahr – so der Zeitplan des Fördervereins – rege genutzt werde: „Es gibt Iglo-Hotels, es gibt Baumhaus-Hotels. Die Leute sind auf der Suche nach neuen Übernachtungsmöglichkeiten.“

Ein Wildberger, der wirklich schon einmal in einem Schäferwagen geschlafen hat, ist der Stadtschäfer Karl Braun. Bis in die 50er Jahre hinein nutzte sein Berufsstand mangels Mobilität diese hölzernen Wagen, um bei den Schafen übernachten zu können. Als Kind machte der heute 59-Jährige davon Gebrauch, auch wenn das nicht ganz angenehm gewesen sei. „Da gab es in den Schäferwagen keinen Ofen und es war nachts sehr kalt“, erinnerte sich Braun. Dennoch ließ er es sich nicht nehmen, zum Richtfest auf die Festwiese zu kommen, und sorgte dabei dank mitgebrachter Schafe für die richtige Kulisse.

Selbst einmal in dem Schäferwagen-Hotel zu übernachten hat der Stadtschäfer allerdings nicht vor – zumal er noch einen originalen Schäferwagen im Garten stehen hat.